"CUT MY THOUGHTS FOR COCONUTS"...



...Ich war ein genügsames Kind.

Ich schlief auf Zuruf, schrie in Maßen, aß in Mengen. Von kompetenten Ingenieurshänden durch Streuobstwiesen getragen, oder vor allzu waghalsigen Spielanordnungen eines großen Bruders flüchtend, früher oder später landete ich  immer in der Küche. Sie spendete dampfend und brodelnd Trost und hatte stets eine kleine schwäbische Köstlichkeit für mich übrig.

Leicht "adipös", aber gutmütig, und erst mit späten elf Jahren das erste Mal auf den Kopf gefallen, genauer gesagt auf die frisch gepflasterte Terrasse unseres personalisierten  Fertighauses, verbrachte ich meine Kindheit in Lexika und Atlanten. Ich hegte keinen Zweifel daran bald als genialer Meeresbiologe, skrupelloser Polarforscher oder Archäologe die todesmutigen Berichte meiner Helden fortzuschreiben.


In meinen ersten Schuljahren, die ich mit erschreckend labilen und leider auch erschreckend unfähigen Grundschulpädagog*innen verbrachte, stellte ich schnell fest, dass Zahlen mir rundweg unsympathisch, und Buchstaben scheinbar nur dazu da waren, sie krampfhaft in breitformatige Schönschreibhefte zu kalligraphieren.


Meine musikalische Grunderziehung sollte darin bestehen, zwei speckig-braune Rundhölzer stundenlang gegeneinander zu schlagen und sich jedesmal über den verpassten Einsatz der Triangel zu ärgern.

Die übrigen Fächer waren kaum der Rede wert: Herbstblätter sammeln im Schulhof, Bibel-Reenactments mit Drahtpuppen in Leinengewändern und viel Tüll, kratzige und zweckfreie Miniaturteppiche weben, zu den Samba-Rhythmen der letzten Weltmeisterschaft über stinkende Lederböcke hüpfen.

Die Lehrjahre des künftig weltberühmtesten Reisejournalisten hatte ich mir abenteuerlicher vorgestellt.

Aber es kam sowieso alles anders...


















© Konstantin Bez